Historie

Historiografie der St. Sebastian Schützenbruderschaft Dörenhagen

Gründung

Die Idee zur Gründung eines Bürgerschützenvereins entstand Anfang der 1930er Jahre aus der örtlichen katholischen Jugendgruppe heraus. Die Jugendlichen erkannten, dass es auch in Dörenhagen einen Zusammenschluss für junge Männer geben sollte, die nicht dem damaligen Kriegerverein, später Kameradschaft ehemaliger Soldaten, beitreten konnten, da sie keine Kriegsteilnehmer waren.

Die Gründung war jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden, sowohl innerhalb des Ortes als auch gegenüber der nationalsozialistischen Regierung. Dank des Entgegenkommens des damaligen NSDAP-Ortsbeauftragten, Revierförster Bölkow, und dem Engagement von Bürgermeister Geisen konnte jedoch eine Lösung gefunden werden. Letztlich beschlossen 16 junge Männer im Jahr 1934, während der Wallfahrt Mariä Heimsuchung in Kleinenberg, einen Verein zu gründen. „So ein schönes Spalier aus Schützen wollen wir in Dörenhagen auch machen“, zitierte Franz Busch, der spätere erste Oberst. Die Gründungsversammlung fand im Herbst 1934 bei Klemens Werny statt. Innerhalb kurzer Zeit trugen sich über 60 Männer in die Mitgliederliste ein. In der ersten Generalversammlung wurde Franz Busch (Poos) zum Oberst und Bernhard Auffenberg (Brockmeier) zu seinem Stellvertreter gewählt, ganz wie erwartet.

Im Sommer 1935 wurde auf Dullenberge bei Konrad Vogt das erste, noch improvisierte Schützenfest gefeiert. Da das Schießen mit Gewehren nicht erlaubt war, wurde der Vogel mit Steinen von der Stange in Imbsen Wiese geworfen. Der Schmied Josef Striewe aus Eggeringhausen war der erfolgreichste Werfer und wurde somit der erste Schützenkönig. Seine Königin war Wilhelmine Lüke (Meilvesmann). Das erste Stiftungsfest wurde für den 21. Juni 1936 angesetzt. Als offiziellen Vereinsnamen wählte man „Bürgerschützenverein Dörenhagen“.

Beim dazugehörigen Vogelschießen errang Konrad Vogt aus Stapelsberg die Königswürde und wählte Agnes Hermesmeier aus Busch zu seiner Königin. Während des Festes wurde die neue Vereinsfahne von Pfarrer Ringe geweiht, und Landrat Hohmann übernahm die weltliche Weihe. Ganz Dörenhagen feierte dieses Ereignis. Auch der Kriegerverein, vertreten durch Oberst Anton Düchting, nahm am Festumzug und den Feierlichkeiten teil. Die damals getroffene Vereinbarung, gegenseitig an den Festen teilzunehmen, bestand über Jahrzehnte, bis zur Auflösung der Soldatenkameradschaft. Für die kommenden Jahre wurde abwechselnd ein Schützen- und ein Kriegerfest veranstaltet. Auch die Nachbarvereine aus Grundsteinheim, Kirchborchen, Nordborchen, Kleinenberg und Neuenbeken waren beim ersten großen Schützenfest vertreten. Der Bürgerschützenverein engagierte sich auch im kulturellen Dorfleben. So organisierten die Schützen im Winter 1936/37 erstmals ein Theaterstück im Saal Werny.

Nachdem 1937 der Kriegerverein das Jahresfest ausgerichtet hatte, fand am Fronleichnamstag 1938 erneut ein Vogelschießen statt. Theo Bergschneider wurde König und wählte Käthe Lüke (Meilvesmann) zur Königin. Das Schützenfest musste jedoch wegen eines Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche auf den September verschoben werden. Es sollte für längere Zeit das letzte Fest bleiben.

Kriegszeiten

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden viele Schützenvereine entweder verboten oder zwangsweise in staatliche Organisationen überführt. Das Vereinsleben in Dörenhagen kam dadurch zum Erliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Schützenvereine durch die Militärregierung zunächst verboten. Erst als sich die katholischen Bruderschaften 1948 unter Mitwirkung der deutschen Bischöfe im Kölner Zentralverband neu organisieren konnten, wurde auch der Schützenverein in Dörenhagen wieder ins Leben gerufen. Er wurde in eine Bruderschaft unter dem Schutz des heiligen Sebastian umgewandelt und als kirchlicher Verein neu gegründet. Das Vogelschießen und die Schützenfesttage verliefen fortan in der heute noch üblichen Form. Wobei ab 1955 bis 1973 mit der Soldatenkameradschaft im jährlichen Wechsel gefeiert wurde.

Johannes Vieren und Elisabeth Driller (verh. Zur Stiege) 1948

Franz Busch

Oberst Franz Busch war ein tiefgläubiger Mensch mit großer Heimatverbundenheit. Ihm ist es zu verdanken, dass das Marienbild am Stern am 18. Mai 1952 gemeinsam mit den benachbarten Bruderschaften und dem Paderborner Bürgerschützenverein wieder seinen Platz im Haxtergrund erhielt. Allerdings blickt Maria nun nicht mehr Richtung Schloss Hamborn, sondern nach Dörenhagen. 1956 sorgte Franz Busch zudem dafür, dass der Bildstock vom Stern bis zur Kapelle, das sogenannte Annabild, erneuert wurde. Stets erinnerte er seine Schützenbrüder daran, wie wichtig der Verein für das Heimatgefühl ist.

Fahnenbandstiftung zum 25-jährigen Jubiläum

1965 legte Franz Busch nach 30 Jahren als Oberst sein Amt aus Alters- und Gesundheitsgründen nieder. Ihm folgte Anton Höschen aus dem Haxtergrund als neuer Oberst. Die Schützenbruderschaft blieb weiterhin aktiv im Dorfleben. Sie stellte Bänke in der Feldflur auf, pflanzte Bäume, kümmerte sich um die Pflege der Muttergottes am Stern sowie des Annabilds und beteiligte sich an Prozessionen. Die Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen war für die Schützenbrüder schon immer eine Ehrensache.

Bei der Generalversammlung 1967 trat Oberst Anton Höschen zurück, da ihm aufgrund der Entfernung zum Dorf die enge Verbindung fehlte. Johannes Vieren wurde daraufhin zum neuen Oberst gewählt, musste das Amt jedoch bereits ein Jahr später aus gesundheitlichen Gründen wieder abgeben. 1968 wählten die Schützenbrüder Theo Driller zum Oberst und Willi Driller zu seinem Stellvertreter. Unter Oberst Driller wurde das kulturelle Vereinsleben weiter gefördert und der Verein öffnete sich zunehmend nach außen. Man nahm an Jubiläen anderer Bruderschaften teil, besuchte Bezirksverbandstage des jungen Bezirksverbandes Paderborn Land und beteiligte sich am Bezirkskönigschießen.

Die Führungsspitze hoch zu Ross

Der Fanfarenzug

1967 gründete sich der Fanfarenzug als eigenständige Abteilung der Bruderschaft, außerdem entstanden eine Schießsport- und eine Jungschützenabteilung. Immer wieder zeigte sich ein ausgeprägter Gemeinschaftsgeist unter den Schützen. Das 40-jährige Jubiläum feierte man 1974 gemeinsam mit vielen Gastvereinen und den Geschwistern Leismann als Höhepunkt erstmals in der neuen Sonnenberghalle. Damals fehlte jedoch moderne Kühltechnik, sodass die Eisblöcke zur Kühlung in der Sommerhitze schmolzen und die Halle vor dem Festball erst wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht werden musste.

Der Fanfarenzug (Vorläufer des heutigen Musikvereins)

Am 16. Februar 1983 verstarb Oberst Theo Driller plötzlich im Alter von 46 Jahren. Er hatte sich stets für die Werte Glaube, Sitte und Heimat eingesetzt und die Verwirklichung des Heimatgedankens gefördert. Nachfolger wurde Hubert Amedick. 1984 feierte die Bruderschaft ihr 50-jähriges Bestehen mit vielen befreundeten Vereinen. Während die berittene Rotte (Oberst und seine beiden Adjutanten) schon in den 1970er Jahren auf das Reiten verzichten und zu Fuß marschieren musste, konnten das Königspaar und der Hofstaat bis 1987 noch in der Kutsche fahren. Wegen des zunehmenden Straßenverkehrs und da beim Schützenfest 1987 eine Kutsche umkippte, zum Glück gab es nur leichte Blessuren, entschied die Versammlung 1988, die beliebten Kutschfahrten einzustellen. Vorausgegangen war das längste Vogelschießen der Vereinsgeschichte. Erst spät am Abend gelang es den letzten Rest des Adlers im Scheinwerferlicht und nach fast 500 Schüssen aus dem Kugelfang zu holen.

1992 ereignete sich dann etwas Außergewöhnliches. Kein Schützenbruder war bereit ernsthaft auf den Vogel zu schießen, sodass das Vogelschießen am späten Abend abgebrochen wurde. Dörenhagen feierte am folgenden Wochenende ein Heimatfest ohne König und Hofstaat. Diese Premiere wurde sogar von Bildzeitung und Fernsehen aufgegriffen. Mittlerweile ist so eine Situation jedoch nicht mehr so ungewöhnlich. Hoffen wir für die Dörenhagener Schützen, dass dies eine Ausnahme bleibt.